Sternenstrahl
Märchen und Gedichte von Martina Arnold

Das Gerücht


Ganz plötzlich war´s auf einmal da ein, Wort, ein Blick, ganz heimlich zwar
Doch jetzt, da es nun mal erwacht, da hat es nicht mehr Halt gemacht.
Am Anfang klein, fast kaum zu sehn, konnt´s bald auf eig´nen Beinen steh´n.
Erst wacklig noch, dann immer dreister, denn im Behaupten ist es Meister.
So ging es nun von Mund zu Mund, ein jeder tat es jedem kund,
und hinter vorgehalt´ner Hand empört man sich: „S´Ist allerhand!“
Und mahnte: „Sag es bloß nicht weiter!“ Und das Gerücht wurd immer breiter!
Erst wurd´ getuschelt ganz versteckt, dann ward es öffentlich entdeckt.
Man echauffierte sich gar sehr, und das Gerücht wurd´ immer mehr!
Doch dann ganz plötzlich die Enttarnung -  s´war ein Gerücht, jetzt ist Entwarnung
Ein jeder hat sich´s gleich gedacht, daß ein Gerücht die Runde macht
,„Da war nie etwas Wahres dran, ich hab´s gewusst von Anfang an!“
Doch das Gerücht es weigert sich, es will nicht geh´n und zögerlich,
wird es nur ungern immer kleiner, geseh´n hat´s dann natürlich keiner,
der einst es mit ins Leben rief als das Gerücht noch feste schlief.
So schlummert nun es wieder ein und keiner will´s gewesen sein.
Doch wie es des Gerücht Natur bleibt eine winzig kleine Spur
und wartet schon gespannt darauf, das einer kommt und weckt es auf!  

        

                                                                                                                        Martina Arnold